Zwischen Reaktion und Entscheidung – wie wir wieder die Wahl bekommen.

Zwischen Reaktion und Entscheidung – wie wir wieder die Wahl bekommen

May 07, 20253 min read

Das Problem ist nicht das Problem.
Das Problem ist die Einstellung zum Problem.

Zwischen Reaktion und Entscheidung – wie wir wieder die Wahl bekommen

Es gibt Tage – und manchmal ganze Lebensphasen – da fühlen wir uns wie ferngesteuert. Wir funktionieren. Reagieren. Erledigen. Und merken abends, dass wir zwar vieles geschafft, aber kaum etwas wirklich entschieden haben.

Vielleicht kennst du das: Der Tag beginnt, du öffnest dein Handy – Nachrichten, Termine, Mails. Kaum bist du gedanklich halb im Hier, ist dein Kopf schon bei den To-dos, die du heute auf gar keinen Fall vergessen darfst. Noch ein Kaffee, dann geht’s los – und schwupps: Bist du drin im Karussell der Erwartungen, Anforderungen und kleinen und großen Reibungen.

Und irgendwo dazwischen: Du. Oder besser gesagt: Dein Autopilot.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.

Dieses kluge Zitat von Viktor Frankl hat sich bei vielen eingebrannt. Es klingt so gut. So weise. So hoffnungsvoll. Aber in der Praxis – da ist dieser Raum manchmal verdammt schmal. Wenn dein Kind dich anschreit, der Kollege dich blossstellt oder du die vierte Nachtschicht in der Woche schiebst, wirkt das eher wie ein Luftschacht als ein Freiraum.

Und doch: Genau da liegt unser Schlüssel. Denn dieser Raum existiert. Und wir können lernen, ihn wieder zu betreten. Vielleicht nicht sofort mit einem bequemen Liegestuhl und einem Cocktail – aber mit einem bewussten Atemzug. Einer Sekunde Stille. Einer inneren Rückfrage: Was passiert hier gerade – und wie will ich darauf reagieren?

Warum reagieren wir so automatisch?

Unsere Reaktionen sind oft tief eingegraben. Geprägt durch Erfahrungen, Überzeugungen, vielleicht auch alte Verletzungen. Manche Menschen hören Kritik und fühlen sich sofort wertlos. Andere erleben Ablehnung und geraten in Rage. Wieder andere spulen unbewusst ein Vermeidungsverhalten ab, ohne es selbst zu merken.

Das hat alles gute Gründe. Unser Gehirn liebt Gewohnheiten – sie sparen Energie. Wenn es einmal gelernt hat, wie es auf eine Situation „sicher“ reagieren kann und es die gewünschte Reaktion im Umfeld hervorgerufen hat, wird dieser Weg bevorzugt. Denk mal nur an ein Kind, das etwas haben möchte. Hat es erst einmal gelernt, dass es durch sein Schreien/ Toben/ Weinen die Eltern dazu bringt, ihm doch das Spielzeugauto zu kaufen, wird es diesen Weg immer wieder gehen. Auch wenn er nicht immer hilfreich ist.

Aber: Das Gehirn kann umlernen

Und genau das ist Persönlichkeitsentwicklung in ihrer tiefsten Form. Nicht nur neue Tools oder Methoden zu kennen, sondern tatsächlich innerlich neue Pfade zu gehen. Und das beginnt – genau – in diesem kleinen Raum zwischen Reiz und Reaktion.

Die Entscheidung, bewusst zu leben

Bewusst zu leben heißt nicht, ab sofort wie Buddha durch den Alltag zu schweben. Es heißt auch nicht, jedes Gefühl zu unterdrücken oder über jede Handlung dreimal nachzudenken. Es heißt, sich selbst die Erlaubnis zu geben, nicht sofort zu reagieren. Und sich stattdessen zu fragen:

  • Was triggert mich hier gerade wirklich?

  • Welche Geschichte erzähle ich mir über diese Situation?

  • Und welche andere Reaktion wäre möglich – und vielleicht hilfreicher?

Das erfordert Mut. Und Übung. Und – Achtung – Mitgefühl. Vor allem mit sich selbst, wenn es mal nicht klappt. Denn natürlich wird es Momente geben, in denen du impulsiv reagierst, schnippisch wirst, zumachst oder einfach flüchtest. Auch das ist okay. Jeder Schritt zählt.

Eine kleine Übung für den Alltag

Beim nächsten inneren Sturm – der Kollege nervt, das Kind trotzt, der Partner vergisst schon wieder was – sag innerlich: Stopp. Wirklich: Sag dieses Wort. Und dann atme. Nicht tief und bedeutungsschwer sondern einfach atmen. Und spüre kurz in dich hinein. Was willst du sagen? Was wäre hilfreich? Und: Was wäre dein Weg – jenseits der Gewohnheit?

Du wirst merken: Mit der Zeit entsteht wieder Wahl. Du wirst wieder zur Schöpfer deiner Reaktionen. Und das verändert nicht nur dein Verhalten – es verändert dein Leben.

Denn jedes bewusste Innehalten ist ein Schritt in deine Selbstwirksamkeit. Und in deine Freiheit.

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnosetherapie, Hypnoseausbildungen

Andrea Blume

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnosetherapie, Hypnoseausbildungen

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